Plötzlich war die gesamte Vorfreude dahin: Am Mittwochabend meldete sich ein Freund bei mir und erklärte mit Grabesstimme: "Der FC Kopenhagen hat unsere Tickets storniert." Bereits am morgen war in der Zeitung zu lesen, 96-Fans dürften für die Partie bei Standard Lüttich nur per offiziellem Fan-Bussen und mit dem Flugzeug bereisen. Da läuft doch etwas schief! Nennt mich naiv, aber wo bleibt denn da der Spaß?
Hier der Text der E-Mail vom FC Kopenhagen in Auszügen:
"Sehr geehrte Zuschauer,
Wir haben registriert, dass Sie Eintrittskarten für die UEFA Europa League begegnung zwischen FC Kopenhagen und Hannover 96 für den 3 November 2011 in Parken, Kopenhagen gekauft haben. Die Eintrittskarten sind an Ihre Adresse in Deutschland geliefert worden.
*Sie haben Karten in einem F.C. Kopenhagen fanabschnitt gekauft.*
Die gekauften Plätze sind aus Sicherheitsgründen leider nicht für die deutschen Zuschauer und Fans zur Verfügung. Aus diesem grund wird Ihr Kartenkauf annuliert und Ihr Kauf zurückerstattet. UEFA-Regeln besagt dass die Auswärtsmannschaften immer mindestens 5% der Stadionkapazität zur Verfügung haben sollen. F.C. Kopenhagen hat Hannover 96 10% der Kapazität in Parken zugeteilt. Wir verweisen daher darauf das Sie Ihre Eintritsskarten für die begegnung F.C. Kopenhagen - Hannover 96 direkt bei Hannover 96 kaufen.
Mit freundlichen Grüßen F. C. Kopenhagen"
...immerhin wird das Geld zurückerstattet!
Ich kann nachvollziehen, dass die Vereine angesichts drohender Fanausschreitungen gewisse Sicherheitsmaßnahmen treffen. Dafür sorgt bereits die UEFA, die im Falle von Verletzungen der Sicherheitsvorschriften hohe Strafen in Richtung der Vereine aussprechen darf. Selbstredend muss jeder Zuschauer davon ausgehen können, dass er unversehrt von einem Fußballspiel zurückkehrt. Sicherheitsmaßnahmen im und um das Stadion sind also notwendig. Doch ist es trotzdem erstaunlich, wie mit den Fans, unter denen der Großteil aus harmlosen Besuchern einer Sportveranstaltung besteht, umgegangen wird. Im Falle Lüttich wird im Grunde eine gesamte Stadt für deutsche Besucher abgeriegelt egal, ob ich jetzt ein Museum oder das Spiel besuchen will. Ich komme nur mit dem Bus oder Flugzeug hinein, werde auf schnellstem Wege ins Stadion geschleust und muss nach Abpfiff die Stadt sofort verlassen.
Tickets dürfen erworben werden, aber erst sehr viel später wird deren Besitzern vorgeschrieben, wie sie anzureisen haben. Was ist, wenn ich mir bereits ein Zugticket gekauft habe oder mit Kumpels per Auto anreisen möchte, weil es die preiswerteste Möglichkeit ist? Ätsch - zu spät!
Im Falle Kopenhagen ist die Vorgehensweise des Vereins ebenso erstaunlich. Zunächst kann man als 96-Fan wochenlang über die FC-Homepage Tickets erstehen, freut sich, organisiert die Reise, bucht Hotel und Fähre und erfährt dann, dass alles für die Katz war. Da wussten die Verantwortlichen wohl nicht, dass die Möglichkeit, im Internet Tickets zu ersteigern, nicht an den nationalen Grenzen endet...
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Zu früh gefreut: Europapokal hält für 96-Fans einige Überraschungen parat. Foto: deisterpics |
Natürlich wunderte man sich im Vorfeld und fragte sich, wie das im Stadion mit den gemischten Fangruppen eigentlich laufen soll. Ist ja auch kein Ding der Ummöglichkeit. Erhalten die 96er eben noch einen zusätzlichen Block. Wahrscheinlich spricht aus diesen Zeilen die Naivität eines "ganz normalen Fans", der lediglich Spaß haben möchte. Fußball gucken, Dänen kennenlernen und 'nen Faxe trinken.
Leider gibt es aber seit etlichen Jahren "Fans", die auf Auswärtsfahrten anderes im Sinn haben. Und genau diese Hooligans und Teile der Ultras sind es, die der Mehrheit der Fans das Vergnügen versauen. Ich danke all denen, die so gerne mit nacktem Oberkörper an Zäunen hängen, Kanonenschläge zünden, zu blöd sind, mit Bengalos umzugehen und die so stumpf sind, dass sie nur etwas spüren, wenn sie sich gegenseitig auf die Glatze geben.
Dann gehe ich eben in den Härtekrug und gucke Kabel 1...